India, Japan USA 2004 - Email 1

June 29, 2005

I wrote this e-mail to my friends after arriving in Delhi. It was sent on the 3rd oct. 2004


Die Inder moegen viele Goetter haben, aber eine Autoritaet die ihnen fremd zu sein scheint ist die des Verkehrsgesetzes. Wuerde man Verkehr nur in Indien kennen, man wuerde wohl kaum je den Begriff der Fahrbahn oder des Fahrstreifens verwenden, Fahrflussbett waere wohl eine treffendere Beyeichnung fuer den Boden dieser gewaltigen Wellen aus Metall und Menschen.
In dieser gilt, ganz archaisch, das Recht des Staerkeren, und eine Rikshawfahrt ist deshalb eine ziemlich waghalsige Angelegenheit. Trodtzdem nehmen wir die Dienste eines solchen Fahrers, die oft kein Wort Englisch koennen und von denen viele Nachts auf Strasseninseln oder in Seitenstrassen zu schlafen scheinen, gerne in Anspruch. (Ahhh, auf deutsche Tastaturbelegung umgestellt - es leben die indischen Internetcafes wo man auf jeder Maschine Administrator ist) Während einer solchen Fahrt gleitet das stickige, schmutzige Delhi in angenehmen Tempo vorüber, was uns so schöne Bilder bietet wie jenen Rikshawfahrer, der 5 Volksschulkinder in Uniform auf einmal bevördert (2 schlanke Erwachsenen finden auf so einer Rückbank gerade Platz).

Je nachdem, wo die Fahrt hinführt, findet man sich anschließend, als einziger Europäer weit und breit, relativ unbehelligt, oder, an einem Touristenmagneten, wo man alle 2 Meter von einem freundlichen Inder angesprochen wird. Diese entputten sich leider oft als Touts, Lockvögel für überteuerte Hotels, Restaurants und Geschäfte, was uns gegenüber Hilfestellung etwas mißtrausich hat werden lassen (Gutgläubig wie ich bin drohe ich viel öfter darauf hereinzufallen als die mißtrauische Teresa :).
Unser erstes intensivere Erlebnis dieser Art hatten wir auf der Suche nach den Delhi Tourist Office, wo wir, den Angaben des ersten freundlichen Inders zufolge (Tout-rating ca. 10 %), eine gratis City Map bekommen würden. Auf dem Weg dorthin empfahl uns freundlicher Inder #2 (Tout-rating 90%) das linke von 2 ziemlich identischen Tourist Offices. In der Annahme, dem Scam zu entkommen, wählten wir also das Rechte, nur um wenige später festzustellen, dass dieses auch nicht sonderlich offiziell war. Also wieder hinaus die - dreckige - Straßé, nur um sofort dem nächsten freundlichen Inder in die Arme zu laufen, der uns belehrte, wir dürfen diesen Leuten allen nicht glauben, wir würden sonst ein schlechtes Bild von Indien bekommen, und er würde uns nur in unserem Führer zeigen, wo wir hinmüssten.
Da wir meiner Meinung nach genau dort waren, fragten wir ihn wo dieses Tourist Office denn sei, wofaufhin er uns einige Meter weiter führte. Zum nächsten Scam...

Einige Tage später sind wir aber, zufällig, und an einem ganz anderen Ort, doch noch darauf gestoßen. Was mich an die Anleitung des Hitchhikers Guide to the Galaxy erinnert: "To fly, you have to jump, and, when falling, miss the ground".

Die eine Woche, die wir jetzt in Delhi sind haben wir Größtenteils mit Shopping, herumwandern und, 2 Tage lang, mit Durchfall im Hotel verbracht.
Es stinkt ziemlich, im gesamten uns bekannten Delhi, außer man geht glücklicherweise gerade an einem Gewürzstand oder nach Räucherstäbchen duftenden Geschäft vorbei. Ziemlich weird war auf unseren Streifzügen auch die ganze Zeit angestarrt zu werden, auf der Straße im vorbeigehen, wenn man sich setzt etc. Zum extrem getrieben wurde das in der Jamu Masjid (der größten Moschee in Indien, groß genug für 25.000 Gläubige), als ich Teresa etwas abseits fotografieren wollte, vor einer rosaroten Seitentür. An dieser Stelle muß ich anmerken, dass wir beileibe nicht die einzigen Touristen dort waren, von den schätzungsweise 800, loose über den riesisgen Platz verteilten Personen, waren sicher 50-100 Touristen. Also, ich stehe vor Teresa die auf dem Mauervorsprung sistze auf dem besagte Türe beginnt und ich bin schwer beschäftigt mit scharfstellen etc., als Teresa beginnt zu lachen und hinter mich deutet, immer mehr lacht und mir irgendetwas über die Geschehnisse in meinem Rücken mitteilen will. Ich wollte jedoch zuerst das Photo machen, und als ich endlich so weit bin, mich zu ihr setze und umdrehe, sehe ich ein Meer, naja, einen See von ca. 30 Menschen nah um uns geringt, die meisten davon Kinder, uns anlächelnd, "Photo" sagend, ein frecher kleiner der immer wieder meinen Arm berührt. Wir sind beide angeweirded, müssen Lachen, und Teresa sagt immer wieder "We're not filmstars!". Als sich die Aufregung aber nicht legen wollte haben wir dann doch das weite gesucht, auf die Dauer ist so etwas echt seltsam.

Wieder auf der Straße in Old Delhi, wo die Häuser besonders verfallen, aber natürlich nichts desto trotz bewohnt sind, fällt mir folgendes Zitat von Sir ..., dem Stadtplaner der Neu Delhi Anfang des Jahrhunderts für die Briten designed hat, ein: "If one was told monkeys had built this place, one would say 'What fabulous monkeys! They must be shot in case they ever do it again!'". Er hat das über Shimla gesagt, aber irgendwie muss ich darüber schmunzeln diesen Spruch auf Delhi umzulegen. (Man verzeihe mir bitte meinen imperialen Humor :) ) Die Gegenden die wir bis jetzt gesehen haben sind alle unvorstellbar drecking, und, wie sagt nicht Qualtinger in einem Travnicek so schön? "Olles Bouföllich". Wer bereits in dritte Welt-Großstädten war mag ein ähnliches Stadtbild kennen, für mich, nur Rom gewohnten Wiener, ist es unvorstellbar, dass Leute längere Zeit in einer so dreckigen Umgebung und einer so smoggigen Luft überleben können. Ganz besonders unvorstellbar ist das natürlich, wenn ich die Frauen und Kinder sehe, die, zwischen Plastiksäcken, Essensresten, Metallschrott und ähnlichem gleich am Ende des Bahnhofs am nackten Boden oder in wackligen Blechhütten schlafen. Die Leute hier scheinen gegen die hiesigen Bakterien jedenfalls gut abgehärtet zu sein, denn sie trinken ohne Bedenken das Wasser, das wir laut Lonely Planet nicht mal zum Zähneputzen verwenden sollen.

Es ist wohl nicht so verwunderlich, dass es uns schon immer ein bisschen freut wenn man anderen westlichen Touristen über den Weg läuft und sich vielleicht kurz zunickt oder zumindest Blicke austauscht, und dass uns selbst die Touristengegend Pahar Ganj nicht sonderlich unsympathisch ist.
Touristen hier sind auch nicht die deutschen Ballermann oder englischen Rowdy Touristen (oder Wiener Bazis, um hier unsere geschätzten Landsleute nicht zu kurz kommen zu lassen :) ). Zu sagen was sie nicht sind ist allerdings viel einfacher als zu sagen was sie sind, aber fast alle haben doch eine gewisse Abenteuerlust, und obwohl unter denen mit denen wir bis jetzt unterhalten haben keine neuen Freunde waren, wirkten sie doch alle nett und offen.

Die seltsamen Gesetzte der Makrtwirtschaft sorgen dafür, dass Indien für uns Europäer unglaublich billig ist. Ein Mittagessen inkl. Getränk ist um 2 Euro zu haben, am Zentralen Platz von Delhi (Counough Place) legt man im Luxusrestaurant 6-7 Euro dafür hin. Seltsam mutet diese Wertdifferenz vor allem bei den Rikshawfahrern an, wenn man mit einem Menschen, der sich gerade 20 Minuten abgestrampelt hat feilscht, ob die Fahrt 40 oder 60 Cent kosten kann. Besonders Handarbeit ist sehr wenig Wert, ein Hemd maßzuschneidern kostet inkl. Stoff etwa 7 Euro.

Ich könnte noch lange so weiterschreiben, aber es werden ja noch weitere mails folgen in denen ich auch noch etwas Stoff brauchen Werte. Die nächste Station auf unserer Reise ist das im Himalaya gelegene Shimla, von wo aus wir etwa drei Wochen den Bundesstaat Himachal Pradesh bereisen wollen. Dort oben wird es endlich kühler und hoffentlich weniger dreckig sein, und der Gedanke an hohe Berge lässt mir im heißen, staubigen Delhi das Herz höher schlagen.

Soweit geht es uns alos sehr gut (vielleicht bis auf die
Durchfallunterbrechung) und wenn weiter alles gut geht sind wir morgen Abend bereits auf 2200 Meter Höhe in Shimla.

Alles Liebe,
Daniel

P.S.: Bitte schreibt mir doch auch alle hin und wieder wies euch so geht und was sich bei euch so tut!

P.P.S.: Anregungen/Wünsche/Beschwerden über Themen werden gerne entgegengenommen :)